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Kolumne Meine Meinung: „Der dritte Oktober: Unser Tag der Republik!“ Von Peter Hofelich MdL

Über 67 Jahre nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 gegen das SED-Regime und fast 31 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR, vor allem aber in der Wirklichkeit unserer Tage, mit gesamtdeutschen und europäischen Herausforderungen für unser Heimatland, stelle ich die Frage ‚Sollen wir den 3. Oktober wirklich noch länger geschichtsbewusst den ‚Tag der deutschen Einheit nennen‘ oder nicht lieber politikbewusst den ‚Tag der Republik‘?!

Der Arbeiteraufstand 1953 war für uns Westdeutsche über Jahrzehnte der Tag, an dem die Wiedervereinigung herbeiappelliert wurde. Der Tag war auch Ersatz für einen Nationalfeiertag, den sich die junge Bundesrepublik nicht zutraute. Mehr und mehr, zu Beginn des Sommers am 17. Juni gelegen, war er schon in meiner Kindheit ein ‚freier Tag‘. Gedenken gab es im Fernsehen. Dieser ‚Tag der deutschen Einheit‘, für mich als Jugendlichen übrigens ein etwas spießiges Wortungetüm, wechselte dann mit der deutschen Einheit das Datum zum 3. Oktober, aber nicht den Namen. Sollten wir nicht über einen neuen Namen auch einen neuen Sinn anstreben, ohne dabei das bisherige Anliegen aufzugeben?

Deutschland ist zusammengewachsen. Die Einheit ist psychologisch, ökonomisch und sozial nicht vollendet. Es gibt aber nicht zwei, sondern ein Deutschland, es gibt viele unterschiedliche Regionen in unserem Staat, zwischen denen oft größere Unterschiede bestehen, als zwischen Ost und West. Es gibt europäische Nachbarschaften. Ich beispielsweise bewege mich in Vorarlberg oder im Thurgau vertrauter als im Münsterland oder in der Lausitz. Und es gibt Europa. Unsere Zukunft.

Die wirklichen Fragen, die vor uns liegen, sind deshalb kaum mehr welche, die das Verhältnis von Ost und West betreffe. Es sind fundamental neu aufgetauchte oder weiter schwärende Fragen: Brauchen wir in Deutschland eine Renaissance des ‚Staatsbürgers‘? Angesichts der vielen Egoismen aus meiner Sicht drängend. Der ‚Citoyen‘ ist Voraussetzung eines demokratischen Gemeinwesens. Ist die von den Bürgerinnen und Bürgern mit ihrem Wahlverhalten seit längerem herbei geführte Parteienzersplitterung die Axt an der Wurzel der repräsentativen Demokratie? Mit vielen Kräften im Parlament, die vorher für ihre politische Prämissen nicht unter Bürgern integrieren, sondern das blanke Interesse ihrer Klientel einfach ins Parlament einbringen und es damit überfordern?  Bedeutet uns die europäische Integration mehr als ökonomischen Nutzen und Personen-Freizügigkeit? Gibt es einen europäischen Demokratie- und Verfassungspatriotismus?

Fragen die zur Klärung und zum vorherigen Gespräch anstehen. Ein 3. Oktober als ‚Tag der Republik‘ böte dafür eine besondere Chance

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